Privates

Video-Reisezentrum

Der Bahnhof in Bad Kissingen ist nicht so belebt. Nun hatten wir aber zwei Menschen auf dem Weg von dort nach Bamberg mit dabei, die Hilfe beim Kauf eines Tickets benötigten.

Die eben nicht technikfit sind und mal eben ein Ticket via App kaufen können.

Da es sich wohl nicht lohnt, dort einen Bahnmitarbeiter hinzusetzen, wurde ein Video Reisezentrum platziert. Und das fand ich echt toll!

Reingehen, auf den Knopf drücken und mit einem echten Menschen reden.

Die Person auf der anderen Seite suchte das günstigste Ticket raus (in dem Fall ein 5-Personen-Bayern-Ticket) und die mussten nur noch via EC-Karte bezahlen.

Zack, kam das Ticket raus. Wie an einem echten Infoschalter. Ich finde das richtig gut.

Heiko

Heiko

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  • Besser als ein dämlicher Automat. ja.

    Aber ich kann mich durchaus noch an Zeiten erinnern, als selbst auf dem platten Land an einem Bahnhof mit einem Hauptgleis und einem Ausweichgleis ein Mensch mit DB-Mütze saß, an den Stellwerk-Hebeln zog und einem bei Bedarf noch eine Fahrkarte verkaufte. Die Bahnstrecke ist eine Sackgasse (weil man schon vor dieser Zeit Gleise abgerissen hat), entsprechend ist da seit Jahrzehnten sehr, sehr wenig Verkehr. Ein Zug pro Stunde und Richtung, und an jedem der sieben (damals noch acht) Bahnhöfe entlang der Strecke steigen so etwa 10 Leute ein und aus.

    Zugegeben, die Zeiten des DB-Beamten waren weit vor der DB-"Privatisierung", da war die DB noch eine Behörde mit langen Grundstücken und großem Fuhrpark. Und der Beamte am Bahnhof war definitv Weltmeister im Beamtenmikado.

    Jetzt fährt ein Privatunternehmen auf der Strecke, die DB stellt nur noch die Gleise, sämtliche(!) Bahnhöfe an der Strecke laufen nur noch mit Fahrkartenautomaten, die Bahnhofsgebäude sind entweder verkauft oder verfallen (oder beides).

    Die Jobs der Bahn-Mitarbeiter, die vor Jahrzehnten die Bahnhöfe betreut haben, sind schlicht weggefallen.

    Und es fallen immer mehr solche Jobs weg. Natürlich ist es kosteneffizienter, wenn jemand sich den ganzen Tag in einem Callcenter nur damit beschäftigt, Leuten Deutschlandweit zur passenden Fahrkarte zu verhelfen, als wenn das der Universal-Beamte (Stellwerker, Fahrkartenverkäufer und notfalls auch noch Gepäckträger in Personalunion) dreimal am Tag macht und sich ansonsten zu Tode langweilt.

    Das heißt aber ja leider auch, dass niemand mehr vor Ort ist, der bemerkt, dass jemand auf dem Bahnsteig Hilfe braucht. Niemand kann mal kurz gegen den Schaltkasten schlagen, um irgendeine zickige Elektronik wieder in die Spur zu bringen. Und niemand sieht mehr nach, wie der Bahnhof aussieht (Müll, Schmierereien, Schäden).

  • Ich sehe mir gerade nochmal das erste Foto an. Wie kommt man eigentlich in dieses "Video-Reisezentrum" rein?

    Ich sehe da nur eine Glas-Schwingtür. So eine Tür braucht etwas mehr Kraft als eine Zimmertür, um sie zu öffnen. Das allein wird es so manchem alten Menschen schon den Eintritt erschweren oder unmöglich machen.

    Und wenn ich mich bei meinen Nachbarn umsehe, weiß ich, dass einige von ihnen ebenfalls nicht in diesen Raum hineinkommen werden. Überleg mal, wie Du im Rollstuhl sitzend die Tür öffnest und in den Raum reinfährst. Aussteigen geht nicht, weil Beine und Füße nicht funktionieren.

    Tür aufziehen mit einer Hand geht nicht, weil Du Dir wortwörtlich selbst im Weg sitzt. Und selbst wenn Du die Tür mit einer Hand greifst und dann mit den Rolli mit der anderen Hand rückwärts zerrst - wie kommst Du rein, bevor die Tür wieder zuschlägt? Du mußt erst einmal um die sich schließende Tür herumfahren!

    Einfach vorsichtig mit dem Rolli dagegen fahren und die Tür nach innen aufdrücken? Könnte funktionieren, die Tür dürfte aus Sicherheitsglas sein, wird aber Spuren an der Tür hinterlassen. Darauf wetten würden die wenigsten Rolli-Fahrer, denn im blödsten Fall zerscheppert die Tür und schmeißt Dich mit scharfkantigen Scherben voll. Darauf hast Du als Rolli-Fahrer noch viel weniger Bock als als Fußgänger.

    Elektrischer oder pneumatischer Türöffner? Tja, könnte man einbauen, aber ich sehe dafür weder Mechanik noch Auslöser.

    Tür weglassen? Geht auch nicht so wirklich, weil die den Lärm im Raum reduzieren soll, damit man mit dem Menschen am anderen Ende der Leitung kommunizieren kann.

    Und dann gibt's noch Leute wie einen Ex-Kollegen, der wegen einer Spastik sehr schwer zu verstehen ist. Ich habe vier Wochen gebraucht, bis ich verstanden habe, was er sagt. Was glaubst Du, wie gut ihn ein Callcenter-Lohnsklave am anderen Ende des Video-Terminals versteht? Wie gut für die Callcenter-Leute, dass er wegen seiner Spastik im Rolli sitzt und sowieso nicht in den Raum mit dem Video-Terminal reinkommt.

    Und weil ich gerade beim Nicht-Verstehen bin: Ob die Callcenter-Leute mit der Deutschen Gebärdensprache klarkommen? So ein Video-Terminal wäre dafür ideal. Das erfordert aber eben Kompetenz am anderen Ende.

    Übrigens: Es gibt auch Leute, die können (oder wollen) nicht mit Bankkarten, Geldautomaten und Kartenzahlung umgehen und gehen zur Bank, um sich am Schalter Bargeld zu holen. Bargeld wird in dem Raum wohl nicht akzeptiert, so wie ich das verstanden habe.

    Was bleibt?

    Wenn Du jung und einigermaßen gesund bist, wirst Du hier keine Probleme haben. Dann benutzt Du aber den normalen Fahrkartenautomaten, oder Du hast ohnehin die Bahn-App auf dem Smartphone, oder Du druckst Dir die Tickets einfach zuhause am PC aus. Wenn Du ein technik-affiner, alter Mensch bist (wie z.B. mein Vater), ebenso.

    So, und wenn Du - aus welchen Gründen auch immer - nicht mit dem Fahrkartenautomaten, dem Smartphone oder dem PC klarkommst und Hilfe brauchst, sperrt Dich - wenn Du Pech hast - schon die Tür aus. Praktisch für die Bahn, denn wenn die hilfebedürftigen Leute sich schon keine Fahrkarte kaufen können, erzeugen sie auch später bei der Fahrt keine zusätzliche Arbeit, weil sie schlicht nicht mit der Bahn fahren können, weil sie keine Fahrkarte haben.

    Wenn Du den Tür-Test bestanden hast, wirst Du vermutlich im Zug auch keine ernsthafte Hilfe brauchen.

    Ich frage mich, ob das ernsthaft so geplant ist, oder ob das einfach nur komplette ignoranz ist. Service-orientiert ist das jedenfalls nicht. Es ist ein Feigenblatt, um behaupten zu können, dass man den Service vor Ort ja nur in ein 24/7 besetztes Callcenter verlegt habe.

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Heiko

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