Privates

Reha-Anfahrt mit der Deutschen Bahn

Um zur Reha zu kommen, gab es für mich zwei Wege. Eigenes Auto oder mit der Deutschen Bahn. Da ich öffentliche Verkehrsmittel eigentlich absolut meide, da ich sie nicht für effizient und sicher halte, wäre ich am liebsten mit dem Auto angereist.

Aber ich wollte auch nicht über Wochen das Auto meiner Frau und den Kindern wegnehmen. Zumal sie damit auch in den Urlaub fahren.

Die Strecke war zu weit weg, als dass mich jemand fahren konnte, und so ging es an einem Mittwochmorgen um 6:35 Uhr in Köln mit dem ICE los. Wobei das eigentlich nicht richtig ist. Als ich in den Fahrplan am Mittwochmorgen schaute, stand dort einfach nur ICE entfällt.

Einfach so, ich habe dreimal lesen müssen, weil ich es einfach nicht geglaubt habe, dass man einen kompletten geplanten Zug ausfallen lässt.

Aus 4,5 Stunden wurden 6,5 Stunden Fahrt. Ich musste etliche Male umsteigen, Anschlusszüge habe ich verpasst, weil die Alternativen auch zu spät kamen. Während meiner Fahrt sind auch noch zwei weitere Züge ausgefallen.

Da ich sehr kurzfristig eine Einladung von der Klinik bekommen habe, konnte ich auch meinen Koffer nicht verschicken. Das hat das Ganze noch ziemlich erschwert.

Ich habe es zwar letztlich geschafft, hier in der Klinik anzukommen, aber vor dem Rückweg graut es mir schon.

Ich habe von Freunden und Bekannten oft gehört, dass sie über die Deutsche Bahn schimpfen. Aber für so einen einfachen Tag ohne besondere Vorkommnisse, ein solches Chaos, ich möchte gar nicht wissen, was passiert, wenn Unwetter ist.

Da weiß ich wieder ein Stück mehr zu schätzen, dass alle meine Wege zu Hause so kurz sind, dass ich sie mit dem Fahrrad erledigen kann. Auch das tägliche Pendeln zur Arbeit.

Heiko

Heiko

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  • "Einfach so, ich habe dreimal lesen müssen, weil ich es einfach nicht geglaubt habe, dass man einen kompletten geplanten Zug ausfallen lässt."

    Doch, doch, das is mittlerweile Alltag bei der Bahn. Neulich sagte ein Dauer-Bahnfahrer in einem Interview dazu: "Ich fahre seit 10 Jahren täglich Bahn, mich regt das nicht mehr auf, ich bin innerlich komplett tot."

    Die Bahn-Infratruktur ist nicht nur ausgelastet, sondern überlastet. Es gibt keine Puffer. Jede kleine Störung hat massive Auswirkungen. Wenn Du einen schnellen ICE durch einen langsameren Zug ersetzen würdest, käme es zu tagelangen Rückstaus. Genauso, wenn Du einen Zug später als geplant losfahren läßt. Deswegen ist es tatsächlich sinnvoller, einen Zug komplett ausfallen zu lassen, damit das System nicht zusammenbricht.

    Die Überlastung kommt nicht vom Erfolg der Bahn, sondern von über Jahrzehnte schlecht bis gar nicht gewartetem Material. Gleise und Brücken verfallen und zwingen dazu, deutlich langsamer als ursprünglich geplant zu fahren. Das reduziert die Netzkapazität. Und das rollende Material ist halt auch nicht darauf ausgelegt, Millionen Kilometer ohne Wartung auszuhalten.

  • "Schienenersatzverkehr" - ein so typisch deutsches Wort. Das hat mich letzten Monat zwischen Hamburg und Lübeck erwischt. Notarzteinsatz kurz vor Lübeck, Strecke gesperrt. Kann passieren. Ich wollte aus Reinfeld, der letzten Station vor der Einsatzstelle, weg nach Hamburg. Es stand ein Zug aus Hamburg dort.

    Der Zug kann vom Gleis Richtung Lübeck problemlos Richtung Hamburg losfahren, unmittelbar hinter dem Bahnhof kann der Zug auf das andere Gleis wechseln, dafür sind dort extra zwei Weichen verbaut. Was macht die Bahn?

    Der Zug bleibt über Stunden dort stehen. Es wird Schienenersatzverkehr mit Bussen nach Lübeck und nach Bad Oldesloe (nächste Station Richtung Hamburg) eingerichtet. Die Busse werden nicht aus Hamburg oder Schleswig-Holstein geholt, sondern aus Mecklenburg-Vorpommern. Dort gibt es wohl billigere Anbieter. Bis so ein Bus dann am Bahnhof ist, dauert es auch mal zwei Stunden.

    So hat die Rückreise von Reinfeld zum Stadtrand von Hamburg dann mal eben vier Stunden gedauert. Im Normalfall dauert es etwa zwei Stunden. Mit dem Auto schaffe ich die gleiche Strecke in etwa 45 Minuten.

    Und es gibt absolut keine Ausweichmöglichkeit. Busse fahren sternförmig weg vom Bahnhof, aber nicht zum nächsten Bahnhof. Und nach 18:00 fahren Busse so gut wie gar nicht mehr. Taxi ist aberwitzig teuer, selbst nur nach Bad Oldesloe. Und Taxis sind eine beschränkte Resource, Reinfeld ist keine Großstadt.

    Dann sitzt man am Bahnhof, wartet auf den Bus nach Bad Oldesloe und fragt sich, warum der fahrfähige Zug am Bahnhof nicht einfach mit dem nächsten Taktzyklus zurück nach Hamburg fährt. Dienstzeitbeschränkung für den Lokfahrer? Möglicherweise. Aber warum setzt man dann den Fahrer, der den Zug aus Lübeck zurück nach Hamburg fahren soll, nicht einfach in ein Taxi und fährt ihn/sie nach Reinfeld, um den Zug zu übernehmen? Es ist ja nicht so, dass die Züge auf der Strecke noch mit Kohle und Wasser beladen werden müßten.

    Es ist ja auch kein Einzelfall, dass der Zugverkehr auf der Strecke ausfällt. Auf dem selben Gleis sind auch Güterzüge und Fernverkehr Richtung Skandinavien unterwegs, zwischen Hamburg und Bad Oldesloe gibt es riesige Baustellen, Zugausfälle sind also mehr Regel als Ausnahme.

    Und jetzt rate mal, warum ich mit dem Auto von Hamburg nach Reinfeld zur Arbeit fahre.

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