Meine Hände zittern. Mein Körper auch. In mir staut sich die Wut und die Angst. Ich weiß nicht, ob ich vor Angst zittere oder vor Wut. Vor Ohnmacht, nichts gegen meinen Zustand machen zu können.
Eigentlich wollte ich nur kurz noch was einkaufen und dann zum Training. Und dann wieder so ein “Zwischenfall”.
Als ich gerade vom Einkaufen kam, sah ich von ziemlich weit weg 4 Türken im Park. Im alter von so ca. 17 Jahren.
Als Opfer erkennt man schnell, was für Typen das sind.
Verhalten, Klamotten und aussehen.
Seit ich damals darüber das erste Mal öffentlich geschrieben habe, habe ich viel positives Feedback bekommen.
Mein „Sifu“ schenkte mir ein Trainingsbuch mit Techniken gegen Angst, mein „Si Hing“ gab mir Tipps und die vielen Ratschläge hier im Blog halfen mir auch – sehr mich mit meiner Angst auseinander zusetzen.
Die Tage wollte ich auch Kontakt zum weißen Ring aufnehmen. Nur braucht man dafür Ruhe und Zeit am Telefon. Und auch den Mut. Dafür habe ich mir extra Zeit gelassen, weil ich nächste Woche Urlaub habe. Aber das hat sich für mich erledigt.
Die letzten Wochen habe ich viel versucht aufzuarbeiten. Mit Tipps und mitteln – die mir zur Verfügung standen. Ich habe viele Gespräche geführt und viel gelesen.
Ich war bis eben soweit, das ich überlegte einfach an den Türken vorbei zu fahren.
Nicht wie immer den Schwanz einzuziehen.
Ich sagte mir selbst, die wahrscheinliche Gefahr und die gefühlte Gefahr liegen komplett auseinander.
Gerade mal von der 100 % gefühlten Gefahr – sind 5% nur real.
Des weiteren ist es hell, viele Leute sind noch im Park und ich kann mich im Notfall schon etwas verteidigen.
Dennoch zeigten mir alle Zeichen die Farbe Rot. Sie schienen sehr aggressiv zu sein, schubsten sich Untereinander und brüllten rum.
Ich entschied mich, einfach vorher abzubiegen und über einen kleinen Umweg nach Hause zufahren.
Bis dahin haben sie mich auch nicht gesehen.
Ich fuhr den großen Bogen und kam auf der anderen Seite des Parkes an. Leider war ich zu langsam.
Der Parkausgang ist nur 5 Haustüren von mir entfernt. Ich sah von Weitem schon – das diese Asis gerade aus dem Park gingen – in Richtung meiner Straße.
Ich entschied mich nicht weiter gerade aus zufahren und bin in meine Straße eingebogen.
Ich habe so getan als würde ich sie nicht wirklich wahrnehmen. Zeitgleich glaubte ich, das ich keine Angst haben muss. Es sind zwar Jugendliche Asis. Aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit das am Tag hier mir was passiert. Sie hatte vieleicht nur Spaß untereinander und ich würde das mit meiner Angst zu drastisch sehen. Mir was einbilden. Ich nahm mir vor einfach an Ihnen vorbei zufahren, wie an jedem anderen Menschen. Nicht jeder der mir begegnet ist Böse.
Sie gingen auf dem Fußweg, ich fuhr auf der Straße.
Ich war nicht mal auf Ihrer Höhe, als der Erste sich umdrehte – mich sah und brüllte „Ey, st st, ey, st st“ und der Nächste hinter her. Das ganze in einem Bruchteil einer Sekunde.
Die Tonlage, dieses laute und aggressive, lösten in mir sofort eine riesen Angst aus.
Wenn du immer wieder Opfer solchen Migranten geworden bist, dann kennst du den Tonfall.
Ich war zu schnell, als das die an den Autos vorbei auf die Straße springen konnten und so zog ich an Ihnen vorbei.
Äußerlich habe ich Folgendes gemacht:
Bin in meinen Hauseingang gefahren.
Ganz ruhig vom Rad abgestiegen, Türe aufgeschlossen und eingehakt. Fahrrad genommen und reingetragen. Während des reintragen, habe ich die Türe ausgehackt, sodass sie zugefallen ist.
Innerlich sah es anders aus.
Das Problem war, das ich nur 4 Haustüren noch von zuhause entfernt war. Was tun?
Sie wollten mich … was? Fertigmachen? Ausrauben? Nach der Uhrzeit fragen?
Ich denke, dass ich aufgrund meines äußeren (Gewicht und Sommersprossen) in Ihr Beute Schema gepasst habe. Aber man griff mich nicht gleich an. So wie früher.
Das deutet für mich darauf hin, das man erst abchecken wollte, mit was man sich anlegt.
Aber mal ehrlich. Klar kann man absteigen und sofort Brust raus und aggressiv dagegen halten.
Aber mir kann keiner erzählen, das die Frage ob man mich jetzt fertig macht oder nicht – nicht schon beantwortet ist.
Warum sollte die Vier, die sich überlegen fühlen, nur annähernd vor mir Angst haben?
Und selbst wenn, was soll ich den vor meiner Türe machen? Mich prügeln? Selbst wenn ich gewinne, dieses Pack würde sich vor meiner Türe versammeln. Das habe ich schon bei meinem Nachbarn erlebt, der dann nur mithilfe der Polizei raus kam.
Innerlich war ich am Zittern. Ihr könnt euch wahrscheinlich nicht vorstellen, wie es in dem Moment innerlich in mir vorging. Ab dem Moment, wo ich mit lauter und aggressiver Stimme angemacht wurde, in dem Moment bekam ich wieder diesen Tunnelblick. Adrenalin strömte aus.
In dem Buch meines Sifu´s stand, das ich abstecken soll, was ich zu verlieren hätte. Was wäre der schlimmste Fall? – kann ich damit leben? – dann mach es.
Vor 10 ~ 20 Jahren wäre das keine Frage gewesen.
Das Schlimmste wäre eine Prügelei gewesen. Bis der Erste auf dem Boden liegt. Damit hätte ich leben können. Aber heute tickt dieses Pack anders.
Sie geben erst ruhe, wenn man dich auf dem Boden solange gestiefelt hat, bis deine Schädeldecke platzt und du dein lebenslang behindert bleibst.
Ich übertreibe ich nicht, es ist leider Alltag, den ich gerne vorlegen kann!
Ich kann nicht mit dem schlimmsten Leben. Damit leben das mir ein 16 Jähriger ein Messer in den Bauch rammt, weil er sich anders nicht zu verteidigen weiß.
Also, was tun? Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Kurze Überlegungen, die ungefähr so aussahen:
„Stehen bleiben? Ausgeschlossen!
Weiterfahren – was jetzt, rechts in den Hauseingang fahren? Dann musst du verdammt schnell sein, damit sie dich nicht erreichen. Oder weiter durch die Straße und großen Bogen um den Wohnblock, bis ich wieder am Anfang ankomme?
Nein, das schaffst du auch so. Sehe Nachbar – gutes Gefühl – einer der mich kennt und mir evtl. in der Not hilft. „
Meinen Nachbarn, den ich sah, habe ich nicht mal gegrüßt. Weil ich mit meinen Gedanken völlig überfordert war. Ich hätte auch einfach bei ihm stehen bleiben können, um ein Gespräch anzufangen.
Aber die Idee kam mir in der Panik nicht.
Ich fuhr in den Hauseingang rein.
„Langsam absteigen und ruhig bleiben. Soll ich einfach beim Nachbarn klingeln, der im EG wohnt? Wenn er raus kommt, dann bist du nicht allein. Aber was erzähle ich ihm, warum ich geklingelt habe?
Sie kommen näher. Das klingeln verbraucht zu viel Zeit. Das schaffst du auch so.
Langsam Haustüre aufschließen, einhacken.
Fahrrad holen, beim Reinholen leichter „tip“ gegen die Türe das der Hacken rausfällt und die Türe hinter mir zu geht. “
Der Moment, wo die Türe hinter mir zu viel und ich während dessen die lauten Türken hörte, dauerte gefühlt ewig. Ich hatte Angst, dass die schneller sind. Aber die Tür viel zu und ich war erleichtert.
Das äußerliche „ruhig“ bleiben habe ich relativ gut drin. Das ist wichtig, weil Panik gleich eine zeig bare Schwäche ist. So wie weglaufen. Das wirkt auch nach außen. Hätte ich wie panisch die Türe geöffnet und wäre mit dem Rad reingerannt, hätte die Situation nicht besser gemacht. Dann wären sie wahrscheinlich los gelaufen.
Als ich mal mit einer Freundin vorm „Aldi“ saß und auf meine Frau wartete, löste sich ein Alkoholiker von seiner Truppe neben dem Aldi und ging auf mich zu.
„Gib mir 5 Euro – sonst haue ich die auf die Schnauze“. Ich blieb so ruhig, das Er gar nicht wusste, was los war. Er stand nach dem Spruch wie versteinert vor mir. Meine Frau kam raus, ich stand auf und ging. Nichts passierte.
Oder als ich mit meiner Frau, ganz am Anfang unserer „Beziehung“, zu Michael Mittermeier ging.
Wir fuhren ins Parkhaus vom „Starlight Express“. Ein leicht runtergekommener Typ torkelt auf uns zu und fragt, ob wir noch 3 Euro hätten, die würden ihm für eine „Starlight Express“ Karte fehlen.
Da lernte ich etwas, was ich bis heute seit dem nicht mehr mache.
Ich sagte freundlich: „Entschuldigung, leider habe ich kein Geld dabei.“
Der Typ schaute mich an und fing an mich anzubrüllen. „Deine Scheiß “Entschuldigung“ und dein Scheiß „leider“ kannst du dir in deinen Arsch schieben. Du kannst froh sein das Ich dir nicht direkt eins in die Fresse hause. Du Arschloch. Bla bla bla bla…….“ Und trollte sich weg.
Seit dem, wenn mich so jemand fragt, bin ich weder freundlich noch gibt es mehr von mir zu hören als ein „Nein“.
Aber zurück zum Thema.
Meine Frau erzählte mir tags drauf, dass sie es total toll fand, das ich so entspannt und ruhig geblieben bin und mich nicht angefangen haben zu prügeln. Den Abend damit gerettet und nicht kaputt gemacht hat.
Dass ich locker blieb und mich nicht provozieren lies, wie ihre „Landsleute“.
Ich musste schmunzeln und genoss es. Sie wusste ja nicht, das ich in dem Moment in mir eine riesen Angst hatte. Aber das äußerliche Ruhigbleiben ist mir wichtig, um die Kontrolle zu behalten und nicht nervös zu wirken!
Aber im Moment bin ehrlich gesagt am Ende meiner Kräfte.
Was war das eben? Was sollte das?
Warum ich wieder. Es waren so viele Leute im Park und auf der Straße. Warum nur ich? Bitte nicht falsch verstehen. Kein anderer soll es abbekommen, aber wenn einer durch die Bahn läuft und jeden inkl. dich schlägt, dann fragst du dich nicht warum du. Wenn er aber an allen vorbei läuft und bei dir stehen bleibst und schlägt, dann fragst du dich irgendwann – warum ich?
Das ist für mich auch kein Rückschlag. Einer der mich von meinem Vorhaben keine Angst zu haben zurück werfen sollte. Es ist ein „normal“ zustand der einfach nicht besser wird.
Ich habe mir die letzten Wochen immer wieder die Frage gestellt, ob ich mich einfach nur zu sehr darein gesteigert habe. In das Thema Angst. Andere Menschen, Freunde, Familie, Kollegen, ect. leben auch ein normales Leben ohne Angst und Ihnen passiert nichts. Sie fahren am Wochenende Abend Staßenbahn. Egal ob betrunken oder alleine. Sie gehen Feiern. Ohne das was passiert.
Vielleicht sollte ich einfach mal raus und sehen das Es nicht schlimm ist. Dass mir nichts passiert. Dass es nur bei mir „Einzelfälle“ waren.
Scheiße! Ich fühle mich gerade echt schlecht. Es sind keine Scheiß Einzelfälle! Wenn ich nicht aufpasse, passiert es mir immer wieder.
Was soll ich den noch machen? Soll ich mir von einem Psychologen einreden lassen, dass ich mir das einbilde? Man, ich laufe schon nicht mehr wie eine zusammengekauerte Schildkröte durch die Straßen. Ich zeige keine Angst mehr. Weil ich bis eben keine Große mehr hatte.
Aber das eben bestätigt mir nur, wovor ich mich seit Jahren flüchte. Und es ist für mich auch kein einmaliger Rückschlag war, der mich von meinem Vorhaben keine Angst zu haben zurück werfen sollte. Es ist ein „normal“ zustand, der einfach nicht besser wird.
Ich bin soweit, dass ich mich lieber wieder einschließe in meinen Käfig mit Regeln.
Lieber lebe ich zurückhaltend mit Regeln als diese Gefahr.
Ich weiß echt nicht mehr weiter. Für mich heißt das nur, dass ich Glück hatte und die „Gefahr“ nach wie vor immer noch überall und jederzeit lauert.
Hätte ich, wo Dumm rum gestanden, und wäre blöd angemacht worden, hätte ich die zulange angeschaut,
hätte ich sie provoziert – dann würde ich das verstehen.
Aber ich bin nur an Ihnen vorbei gefahren und es hat ausgereicht.
Ich war so schnell und die Zeit, wo sie mich sahen und mich anmachten war kürzer als eine Sekunden.
Sie kannten mich nicht und ich sie nicht.
Zur falschen Zeit am falschen Ort? Nein, dafür passiert mir das zu oft!
Ich gebe erst mal auf und kehre in mein “Gefängnis” zurück – wie es manche Menschen liebevoll in den Gesprächen nannten.
Ich muss mit dem Schild auf meinem da sein Leben.
Normalerweise gebe ich nicht so schnell klein bei. Auch lasse ich mich nie hängen.
Aber die letzten Monate habe ich viel Mut aufgebracht. Viel Energie. Über meinen Schatten zu springen. Und dann so was.
Ich bin nicht doch Lebensmüde. Keine Lust auf so was.
Mir ist zwar nicht passiert, aber das habe ich nur meinem Fluchtinstinkt zu verdanken, den ich nicht verlernt habe.
Ich werde nächste Woche Kontakt zum weißen Ring aufnehmen. Mein jetziger Verstand sagt zwar das Es mir nichts bringt. Wie auch.
Ich gehe schon seit bald einem Jahr zu einem Kampfsport Training und auf meinem Körper steht immer noch „Schlag mich“. Wie soll mir ein Gespräch weiterhelfen?
Aber ich versuche es trotzdem!
Nichts hätte mich in dem Moment davor bewahrt. Ich habe nicht falsch gemacht. Ich konnte kein Selbstbewusstsein ausstrahlen oder anders schauen. Ich fuhr so schnell das man nur an meinem Umriss in der Sekunde entschieden hat das ich jetzt deren Opfer bin!
Vielleicht muss ich warten, bis ich wieder schlank bin. Vielleicht muss ich warten, bis ich soviel trainiert habe – bis das Schild von alleine abfällt.
Aber bis dahin werde ich mich wieder zurückziehen. Ich gebe zwar immer noch nicht auf, aber meine Regeln sind mir gesünder als dieses Kamikaze auf der Straße.
Dann fahre ich lieber wieder einen großen Bogen, keine Straßenbahn und bewege mich nicht mehr alleine draußen.
Dann stehe ich lieber immer unter Dauerstrom und achte auf Asis. Ich spare mir den Mut.
Das Training lasse ich heute ausnahmsweise mal sein, dafür habe ich keinen Kopf mehr.
Freitag und Samstag werde ich wohl wieder hinfahren.
Sorry das dieses mal wohl mehr Schreibfehler drin sind als sonst, aber ich bin zu konfuse um es noch zu korrigieren.
Eigentlich blogge ich emotionale Dinge nicht gleich nach dem geschehen – um Überaktionen zu vermeiden, aber ich möchte einfach mal meine „reale“ Situation wieder geben wenn ich sie erlebt habe. Um sie auch besser aufarbeiten zu können.
Na ja,
ich gehe jetzt schlafen.
Vielleicht sieht die Welt morgen besser aus.