Last updated on Oktober 9, 2020
Eines vorab. Jetzt kommt viel Text.
Wer nicht soviel lesen mag – Kurzfassung gibt es unten 😀
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Und jetzt die Roman-Langfassung:
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Eigentlich habe ich nie gerne darüber gesprochen, nur wenn es notwendig war.
So langsam kann ich damit offener umgehen, weil ich was dagegen tue.
Als “Jugendlicher” hatte ich selten Probleme mit meiner Umwelt.
Schlägereien bin ich immer aus dem Weg gegangen und wirklich geschlagen habe ich mich bis heute noch nie. Ich bin ein friedlicher Mensch und verabscheue Gewalt zutiefst.
Mit 18 bin ich dann das erste Mal überfallen worden. Wenn ich heute lese, wie so was vonstattengeht, dann hatte ich damals viel Glück.
Ich wurde von hinten leicht gewürgt und auf den Boden gelegt. Einer hielt mich dort fest – ein anderer Durchsuchte meine Sachen.
Sie fanden meinen "Walkman” und meinen “Quix”. Dann zogen sie mich wieder hoch, drohten mit dem Messer, das ich nicht die Polizei rufen soll, und gingen von dannen.
Heute geht das Ganze deutlich Brutaler vonstatten. Zumal es auch nicht mehr um die geklauten Dinge ging wie früher, sondern nur um die Ausübung purer Gewalt.
Das habe ich dann in den Jahren darauf immer häufiger zu spüren bekommen.
Ich wurde verprügelt, geschlagen, gejagt und überfallen.
Mag es daran gelegen haben, dass ich zu lieb aussah, dass ich mit meinen blonden Haaren und Sommersprossen zu friedlich aussah. Keine Ahnung.
Ich habe dann irgendwann die Notbremse gezogen. Ich zog mich zurück.
Ich legte mir selber regeln auf, wie ich dem ganzen Mist entgehen konnte.
Damit versteckte ich mich zwar letztendlich vor mir selber, aber es konnte so einfach nicht weiter gehen.
Ich fuhr ab sofort keine Straßenbahn mehr. Wenn es nicht anders ging – dann nur noch in Begleitung mehrere Freunde. Und trotzdem fuhr die Angst mit.
Ich ging nur noch feiern, wenn genügend Freunde dabei waren. Sprich – mit „einem“ Freund oder gar alleine in die Diskothek oder Bar war Tabu.
Da ich keinen Führerschein habe, bin ich alles mit dem Fahrrad abgefahren.
Also nicht nur nicht mit der Bahn, sondern selbst die 5 Gehminuten zur Rewe oder die 10 Minuten zur Arbeit bin ich mit dem Rad gefahren. Auf dem Fußweg begegnete ich meistens immer Gruppen von Assis. Mit dem Rad war ich meistens auf der Straße.
Wenn wir mit Freunden abends unterwegs waren und was etwas getrunken hatten, dann war für mich immer klar mit dem Taxi nach Hause zu fahren.
Wenn man wie ich, regelmäßig Probleme bekommen hat, sobald man auf der Straße war, dann lebt man fast nur noch in Angst. Angst vor die Türe zugehen. Jedes Mal wenn ich in der Nähe solcher Personen war, merke ich, wie nervös ich wurde.
Sicherlich bewegte ich mich nicht mehr frei, und immer wenn ich draußen war, hatte ich pure Angst, aber was sollte ich machen?
Jedes Mal wenn ich „mutig“ war und raus ging, klatschte es.
Ich bin ein friedliebender Mensch. Ich lege mich mit keinem an und provoziere keinen. Ich schaue auch keinem Stunden in die Augen oder komme irgendwem Provozierend zu nahe.
Beispiel. Das war Karneval 2006 oder 2007. Ich besuche meinen besten Freund in einem Stadtteil von Köln, wo es sonst sehr ruhig ist. Wir gehen aus seiner Wohnung, um kurz um die Ecke zur Frittenbude zu gehen.
Wir kommen raus, gehen auf die andere Straßenseite. Da steht plötzlich ein Türke vor mir. Keine Ahnung wo der plötzlich herkam. Er fragte mich, ob ich Feuer hätte. Ich konnte das „Sorry – bin Nichtraucher“ nicht ganz aussprechen und hatte schon die Faust im Gesicht.
Keine Ahnung warum. Warum der ausgerechnet mich ausgesucht hatte. Ich war froh das mein Freund sofort auf den los ging, wodurch er sich sofort von dannen machte.
Aber wenn einem das ständig passiert, dann legt man sich selber Regeln zum „überleben“ auf.
Ich denke, das kann man auch erst nachvollziehen, wenn man es ständig erlebt.
Wenn man, wie ich von Jugendzeit an, ständig eine drauf bekommt.
Anderes Beispiel:
Ich stehe vor 3 Monaten im Lidl, warte am Regel auf meine Frau, ein kleiner Türke läuft an mir vorbei. Ich schaue nur kurz hin, weil ich dachte, es ist meiner Frau und schon fängt der an mir zu drohen.
Was ich so schauen würde, das währe provozierend, ins seinem Land wäre das eine Aufforderung zum Kampf, bla bla bla …
Und das von einem 15 Jährigen, gegen über einem 32 Jährigen.
Ich dachte anfangs, wenn ich mal „Erwachsen“ bin, dann hört das auf – aber ich wurde in den letzten 12 Jahren eines Besseren belehrt.
Für meine Freunde war das manchmal unverständlich. Egal wo man lang ging, keine Gefahr. Selbst in „Problem“ Stadtteilen.
Wer eben nicht zu den „Opfern“ gehörte, der hatte eben Glück und konnte unbehelligt durchs Leben kommen.
Ich leider nicht.
Dieser Kreis hat es auf mich abgesehen und ich habe mich immer mehr davor versteckt.
Bis zum Dezember letzen Jahres. Meine Frau hat mit mehreren Freunden und verwanden zusammen Geld gesammelt und mir zum Geburtstag einen Selbstverteidigungskurs geschenkt.
Aikido war das Stichwort und das habe ich einen Monat bei Dirk Kropp mitgemacht.
So sehr ich diese Schule loben möchte, sie war leider für mich das Falsche.
Ich brauchte was für mein Selbstvertrauen. Richtige Übungen für den Alltag.
Dort wurde aber „stumm“ trainiert. Keiner hat gesprochen. Halt sehr klassische Kampfkunst.
Auch das Aufwärmen war immer das gleiche und für mich zu lang.
Also lies ich es bis vor einem Monat mit dem Thema Selbstverteidigung sein. Wenn man sich im Internet mit dem Thema Selbstverteidigung auseinandersetzt, dann stößt man immer wieder auf den Begriff.
Weiter gesucht entdeckte ich eine Wing Tsun Schule in Köln Ehrenfeld, die mir sehr zusagte.
Was mir zusagte, war, dass die Leute auf den Fotos nicht „assi“ aussahen.
Im Gegenteil. Und das war mich wichtig. Ich hatte keine Lust, mit dem Kreis zu Trainieren, der mir jeden Tag das Leben schwer macht.
Also ging ich zu der Schule und bin seit dem dort. Ich merke, wie gut das mir und meinem Selbstvertrauen tut. Sicherlich geht die Angst immer noch mit und wird auch nie verschwinden – aber ich merke schon das Ich mich wesentlich selbstsicherer fühle.
Zu wissen – wie man sich im Notfall etwas verteidigen kann – ist sehr beruhigend.
Das vermittele ich auch dann irgendwann nach außen und es holt mich damit ein gutes Stück aus der Opferrolle raus.
Aber auch diese Schule kann ich nur wärmstens empfehlen. Als ich das erste Mal dort war, war es etwas komisch. Rund 15~20 Leute die sich alle herzhaft begrüßten, als würde man sich jahrelang kennen. Mulmiges Gefühl, wenn man da als fremder in eine äußerlich scheinenden geschlossene Gruppe dazu stößt.
Und plötzlich kommen diese Leute auf dich zu und begrüßen auch dich. Ich fühlte mich gar nicht ausgeschlossen. Die Leute dort waren einfach nur nett und freundlich.
Der erste Kurs hat mir auch soviel Spaß gemacht, dass ich sofort wusste, dass es genau das für mich ist! Es stimmt dort einfach alles. Die Trainingspartner sind vollkommen korrekt, die Trainer sind super und der „Meister“ ein unheimlich netter Mensch.
Das Team aus Trainern und dem Meister versteht es aber auch sehr gut eine sehr interessante Mischung aus Selbstverteidigung, Sport und traditioneller Kampfkunst herzustellen.
Die Gefahr auf der Straße ist nicht weg und auch nicht zu unterschätzen.
Im Gegenteil. Es wird in den nächsten Jahren auch immer schlimmer.
Ich wüsste keinen Grund, warum plötzlich die Menschen weniger Gewalt ausüben sollten als vorher.
Ich habe aber auch schon Menschen kennengelernt, die so was gar nicht kennen.
Die durch Ihre Umgebung und Tagesablauf davon gar nichts mitbekommen und sich eine solche Gewalt gar nicht vorstellen können.
Na ja, ich werde auch in Zukunft immer einen großen Bogen um Ärger und Assis machen.
Werde mich versuchen aus allem Ärger Rauzuhalten und auch nichts zu provozieren.
Nur das geht nicht immer! Und dann ist es in dem Moment gut zu wissen wie man damit umzugehen hat!
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Hier noch die Kurzfassung:
Ich bin seit 4 Wochen in einem Selbstverteidigungskurs – bzw. mache Wing Tsun.
Ich brauche das, weil ich in den letzten Jahren zu oft zum Opfer wurde. Es tut mir gut und macht sehr viel Spaß.
Ich finde es toll das du endlich eine geeignete Sportart gefunden hast, die dir endlich zu mehr Selbstbewustsein geholfen hat und wo du dich auch im Notfall lernst zu wehren.
Das Menschen zu Opfern werden liegt meist daran das sie mit ihrer Körperhaltung schon unbewusst signalisieren ich habe Angst und das ist dann natürlich ein gefundenes Fressen für die Angreifer.
Du wirst sehen irgendwann lassen diese Art von Leute auch dich in Ruhe, wenn du gelernt hast, selbstbewusst durch die Gegend zu laufen und dein Körperhaltung ganz andere Signale senden.
So was ist natürlich blöde, wenn man immer Zielscheibe ist.
Ich bin „zum Glück“ von Natur aus ziemlich breit gebaut und habe wohl einen entsprechenden Gesichtsaufdruck drauf, obwohl ich auch Pazifist bin und mich ebenso nie prügeln musste.
Wie schon oben geschrieben machen Körperhaltung und Mimik eine Menge aus. Scheint bei mir zu funktionieren.
Ohne dir den Spaß verderben zu wollen, um sich effektiv Verteidigen zu können (und das ohne 3 mal die Woche zu trainieren) empfehlen sich Krav Maga und Combat 56 (kein Anspruch auf Vollständigkeit).
Diese Syteme wurden auch mit dem Augenmerk entwickelt leicht zu Erlernen zu sein und in Stresssituationen nicht zu komplexe Abläufe zu fordern.
Nachteil ist ganz klar das der Einsatz mit hoher wahrscheinlichkeit zu schweren Verletzungen führt.
ich wünsche dir, dass du das gelernte nie anwenden musst und dennoch viel Erfolg beim Training und viel Spaß natürlich auch.
hallo heiko!
hut ab vor deiner offenheit.
in die offensive zu gehen ist bestimmt ein weg in die richtige richtung!
viel spaß beim training wünsche ich dir.
petra
Köln halt…
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